In einem aktuellen Beitrag des Deutschlandfunks – abrufbar auch in der ARD-Mediathek – wird die These aufgestellt, das deutsche Familienrecht werde zunehmend von rechten Netzwerken unterwandert.
Diese Aussage ist provokant – und sie trifft einen Nerv. Doch sie ist nicht so einfach einzuordnen, wie es auf den ersten Blick scheint. Deshalb möchte ich die Aussage aufgreifen und differenziert betrachten.
Wenn Mütter (oder Väter) auf Gewalt hinweisen
Es gibt zahlreiche Fälle – sehr viele –, in denen Mütter (und gelegentlich auch Väter) dem Jugendamt oder ihrem anwaltlichen Beistand gegenüber angeben, dass es zu Gewalterfahrungen durch den anderen Elternteil gekommen sei. Auf Empfehlung von Beratungsstellen, Rechtsanwälten oder auch Opferhilfeeinrichtungen werden daraufhin Kontakte zwischen Kind und dem beschuldigten Elternteil häufig eingeschränkt oder unterbunden.
Was in der Folge geschieht, wirkt paradox – und doch ist es Realität:
Kinder werden aus dem Haushalt des meldenden Elternteils herausgenommen und dem anderen Elternteil zugeführt – mit der Begründung, die meldende Mutter (oder der Vater) sei „bindungsintolerant“.
Genau diese Entwicklung beschreibt auch der Beitrag des Deutschlandfunks. Und tatsächlich kenne ich zahlreiche Fälle aus der Praxis, in denen dies zutrifft: Elternteile – meist Mütter – handeln aus echter Sorge, erleben mitunter tatsächlich Gewalt, und werden dafür bestraft.
Doch es gibt auch die andere Seite
Ebenso begegnen mir regelmäßig Fälle, in denen Gewaltvorwürfe erhoben werden, die sich nicht belegen lassen oder gar bewusst falsch sind. In diesen Fällen wird dem anderen Elternteil der Umgang mit dem Kind vollständig untersagt – teilweise für lange Zeiträume.
Auch diese Realität existiert:
Der Kontakt wird untersagt, das Kind entfremdet sich, und der betroffene Elternteil wird ausgegrenzt – unabhängig davon, ob Vorwürfe begründet waren oder nicht.
Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen
Es gibt keine einfache Wahrheit im Familienrecht – und schon gar keine einheitliche Praxis.
Was auffällt: Nicht nur die Faktenlage ist entscheidend. Oft geht es vielmehr um die Wirkung des Auftretens, um Kommunikation, um die Beziehung zu Jugendamt oder Gericht.
Eltern, die ruhig, strukturiert und kooperativ auftreten, erhalten oft mehr Vertrauen – unabhängig davon, ob ihre Aussagen zutreffen. Und das ist ein ernstzunehmender Missstand.
Wie haben Sie das erlebt?
Mich interessiert Ihre persönliche Erfahrung:
Wie haben Sie das Familienrecht erlebt?
Gab es Gewaltvorwürfe? Fühlten Sie sich ernst genommen – oder missverstanden?
Wurden Sie gehört – oder ausgegrenzt?
Teilen Sie Ihre Geschichte
Schreiben Sie mir gern Ihre Gedanken in die Kommentare – unabhängig davon, ob Sie Mutter oder Vater (oder betroffenes Kind) sind.
Ich kenne viele solcher Fälle – auf beiden Seiten.
Und ich bin überzeugt: Es geht nicht um politische Lager.
Es geht um Verantwortung, um Fairness – und um das Wohl der Kinder.