Eine Auswertung von 40 wissenschaftlichen Einzelstudien aus den letzten 25 Jahren zeigt auf, dass sich Kinder im Wechselmodell besser entwickeln, als im Residenzmodell. Die emotionale Entwicklung, die Gesundheit, die psychische Entwicklung und die Beziehung zu Vater und Mutter profitieren vom Wechselmodell.
Eine Auswertung von 40 internationalen Studien zeigt den Vorteil des Wechselmodells auf
2014 hat die amerikanische Wissenschaftlerin Linda Nielsen eine Metastudie über 40 Einzelstudien durchgeführt. Ihr Ziel war es zu untersuchen, welches Betreuungsmodell Kindern langfristig bessere Entwicklungschancen bietet. Speziell ging es um die Frage, ob sich Kinder besser entwickeln, wenn sie mindestens 35% bei jedem Elternteil leben im Vergleich zu Kindern, die hauptsächlich bei ihrer Mutter leben.
Das Wechselmodell gewinnt weltweit an Bedeutung. Die Mehrheit der Kinder lebt nach einer Trennung bei der Mutter und die Kinder verbringen jedes zweite Wochenende beim Vater. Die Entwicklung geht in vielen Ländern Richtung Wechselmodell.
Zusammenfassung
In der ältesten Studie wurden 1.100 amerikanische Scheidungsfamilien zufällig ausgewählt. Nach 4 Jahren haben die 51 Heranwachsenden dieser Studie, die im Wechselmodell leben, bessere Noten, sind weniger depressiv und haben ein besseres Verhalten, als die 355 Heranwachsenden, die bei der Mutter aufwachsen. In Interviews gaben die Heranwachsenden an, ein besseres Verhältnis zu ihren beiden Eltern zu haben.
In anderen Studien wurde eine bessere emotionale Angepasstheit der Wechselmodellkinder festgestellt.
Auch in aktuellen Studien mit einer vergrößerten Stichprobe wurden die Ergebnisse bestätigt. In europäischen Studien wurde auch belegt, dass die Wahrscheinlichkeit Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen mit dem Wechselmodell geringer ist.
Für Kleinkinder wurde festgestellt, dass regelmäßiges übernachten beim Vater nicht zu einer unsicheren Bindung führt.
Negative Effekte
Obwohl die Entwicklung der Kinder im Wechselmodell generell besser ist, kann es auch negative Konsequenzen haben. Wenn die Eltern über einen langen Zeitraum einen Konflikt führen, bei dem die Kinder involviert sind, wirkt sich das negativ auf die Kindesentwicklung aus.
Einschränkungen der Untersuchung
Kinder, deren Eltern ein überdurchschnittliches Einkommen haben, entwickeln sich überdurchschnittlich. Wenn der Konflikt der Eltern gering ist, dann entwickeln sich die Kinder unabhängig vom Betreuungsmodell besser. Nur ein Teil der Einzelstudien berücksichtigt diese Variablen. Es gibt jedoch auch Studien, die belegen, dass beide genannten Faktoren weniger wichtig sind, als die Wahl des Wechselmodells.
Der Familienstatus der getrennten Eltern war nicht in allen Studien gleich. Allgemein gesagt ist der soziale Status der Eltern die bei der Geburt ihrer Kinder nicht verheiratet waren geringer, als bei verheirateten Eltern. Dies beeinflusst die Entwicklung der Kinder.
Und schließlich sind die verwendeten Standards und Stichprobengrößen der Studien unterschiedlich.
Die vollständige englischsprachige Studie kann unter folgendem Link runtergeladen werden:
Wenn die Eltern über einen langen Zeitraum einen Konflikt führen, bei dem die Kinder involviert sind, wirkt sich das negativ auf die Kindesentwicklung aus.
Das würde ich nicht so stehen lassen wollen. Das muss nicht immer sein. Wir sind nun auch seit über 13 Jahren hochzerstritten, unser Sohn weiß und spürt das auch seit er denken kann. Es wäre auch unmöglich das komplett zu verheimlichen. Dennoch entwickelt er sich völlig unauffällig, er ist ein guter Schüler, in seiner Klasse beliebt, physisch und psychisch vollig normal – behaupte ich mal.
Es muss also nicht zwingend sein, dass Elternkonflikte sich negativ auf die Entwicklung eines Trennungskindes auswirken. Da sind Kinder, die mit ihren Eltern zusammenleben (müssen), die sich aber regelmäßig vor ihren Kindern streiten, viel schlimmer dran.