Obwohl eine Vielzahl internationaler Studien die Vorteile des Wechselmodells belegen, gibt es kaum wissenschaftliche Studien für Deutschland zum Thema. Die FAMOD-Studie untersucht nun die Auswirkungen verschiedener Familienmodelle auf das Wohlergehen der Kinder.
Familienmodelle in Deutschland
Untersuchungen über unterschiedliche Familienmodelle nach der Trennung der Eltern haben die Schwierigkeit, dass Kinder in Deutschland nur bei einem Elternteil gemeldet sein können und es somit keine Statistik über die Zahl der Kinder im Wechselmodell gibt. Schätzungen zufolge leben zwischen 3 und 7 Prozent der Trennungskinder in einem symmetrischen oder asymmetrischen Wechselmodell.
Studiendesign
Die Studie „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD) ist eine empirische Studie, welche von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Durchgeführt wird es von der Universität Duisburg-Essen und der Philipps-Universität Marburg. Die Studie vergleicht Residenz- und Wechselmodellfamilien, um die Auswirkungen verschiedener Betreuungsarrangements auf das Wohlbefinden von Kindern und Eltern in Deutschland zu untersuchen. 1.554 Familien nahmen zwischen Juli 2019 und Januar 2020 an der Studie teil.
Die Studie ist nicht repräsentativ für Familien in Deutschland. Da es sehr aufwändig ist,ausreichend viele Wechselmodellfamilien zu finden, wurden diese mit dem sogenannten Quoten-Sampling vorausgewählt.
Studienergebnisse
Es gibt Unterschiede im Bildungsniveau zwischen Eltern im Residenz- und Wechselmodell sowie innerhalb der Wechselmodellfamilien. Eltern im Wechselmodell haben häufiger ein höheres Einkommen und arbeiten länger als Eltern im Residenzmodell. Es gibt nur geringe Unterschiede in Bezug auf die Inanspruchnahme von Elternzeit, aber Väter in Wechselmodellfamilien haben sich vor der Trennung stärker in der Kinderbetreuung engagiert.
Kinder im Wechselmodell haben messbar weniger psychische Probleme, als Kinder im Residenzmodell. Auch ist die Qualität ihrer Beziehung zu Mutter besser, ebenso wie die Beziehung zum Vater.
Die Wechselhäufigkeit hat keinen signifikanten Einfluss auf die Stresswahrnehmung der Kinder. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder im Wechselmodell im Durchschnitt einen leicht besseren allgemeinen Gesundheitszustand haben und auch sozial etwas besser integriert sind als Kinder im Residenzmodell. Kinder im Wechselmodell haben auch etwas bessere Schulnoten als Kinder im Residenzmodell.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Wechselmodellkinder im Vergleich zu Kindern, die im Residenzmodell betreut werden, in Bezug auf eine Vielzahl von Wohlbefindensindikatoren etwas besser abschneiden. Das elterliche Konfliktniveau hatte den größten Einfluss auf das Wohlbefinden von Kindern im Wechselmodell.
Die Autoren schlussfolgern, dass es keinen Anlass gäbe, dem Wechselmodell generell skeptisch gegenüber zu stehen.
Quellen
Zeitschrift FamRZ Heft 10 aus 2021
Kostenpflichtig https://www.famrz.de/famrz-shop/famrz-einzelhefte.html
Einen Sonderdruck des kompletten Artikels kann man im Internet finden.
FamRZ-Podcast https://www.famrz.de/podcast/famrz-podcast-folge-1-wechselmodell.html oder überall wo es Podcasts gibt