Aus der Rubrik „Reformvorschläge“ Woran krankt das deutsche Familienrecht und was muss sich ändern/verbessern?
Wir fordern das in der Familienhilfe Fallpauschalen eingeführt werden.
Wir fordern das in der Familienhilfe Fallpauschalen eingeführt werden, damit die Arbeit effektiver vorangeht. Es muss Leistung bezahlt werden und nicht nur das blose Absitzen der Zeit.

Bisher ist es in der Familienhilfe so, das die Familienhilfe nach Stunden abgerechnet wird. Dabei werden in der Regel mehrere Stunden bewilligt und es ist für die Familienhilfe entsprechend lukrativ das diese über einen längeren Zeitraum bezahlt wird, obgleich manche Probleme/Herausforderungen innerhalb kürzester Zeit erledigt werden könnten.
Warum die derzeitige Regelung der Bezahlung in der Familienhilfe zum Missbrauch verleitet

Derzeit ist es so das die Familienhilfe umso mehr Geld verdient, je länger die Familienhilfe dauert. Dabei ist es egal ob es sich hier um eine ambulante Familienhilfe oder sogar um eine Fremdunterbringung handelt.
Um zu verstehen was hier passiert, müssen wir nur ein paar jahrzehnte zurück gehen. In Deutschland war es bis in die 90er Jahr üblich das auch bei Krankenhausaufenthalten nach entsprechenden Tagessätzen und Behandlungsdauer abgerechnet wird. Das führte dann verständlicherweise dazu das die Krankenhäuser (um ihre Auslastung zu erhöhen) ihre Patienten versuchten so lange wie möglich im Krankenhaus zu halten.
Irgendwann hatte das auch der dümmste kapiert was da vor sich geht und die Kosten für das Gesundheitssystem waren kollabiert. Also wurde das ganze reformiert und es wurden Fallpauschalen eingeführt. Mit der Einführung von Fallpauschalen ist die Aufenthaltsdauer erheblich verkürzt wurden. (Obgleich natürlich von den Krankenhäuser vorher dementiert wurde, das Patienten unnötig lange im Krankenhaus gehalten würden)
Das lukrative Geschäftsmodell der Krankenhäuser wurde also kräftig eingeschränkt, weil eben die Vergütung nicht mehr nach Dauer der Behandlung sondern nach Ergebnis bezahlt wurde. Auffälig ist das in den Folgejahren die Kosten für die Familienhilfe entsprechend explodiert sind. Es scheint so das sich die Verantwortlichen ein neues Geschäftsmodell ausgesucht haben, da in der Familienhilfe entsprechende Fallpauschalen nicht vorgesehen sind. Die Bezahlung ist also weiterhin nicht von dem Erfolg der Hilfe abhängig sondern aussschließlich von der Leistungsdauer.
Und da ist es halt ökonomisch nicht zu verantworten das der Familie/dem Kind wirklich geholfen wird, sondern es ist (aus ökonomischer Betrachtung) besser wenn die Familie dauerhaft im Konfliktgeschehen gehalten wird und neue Konflikte geschaffen werden können. So können mehrere 10Tausend Euro pro Kind/Familie verdient werden.
Selbst Rechtsanwälte werden nach (sofern nach RVG abgerechnet wird) pauschal bezahlt. Da ist es dann egal wieviele Stunden sie für den Fall brauchen. Abgerechnet wird nach dem „Streitwert“. Das ist dann für den Anwalt ebenfalls eine Mischkalkulation, die dazu führt das er halt anfangen muss darüber nachzudenken, effektiv zu arbeiten.

Auch in vielen weiteren Berufen ist die Vergütung an die Sache gebunden und eben nicht am Arbeitsaufwand. Der Bauer der 10 Stunden aufwendet um eine bestimmte Menge Milch zu „produzieren“ erhält (bei gleicher Produktionsmenge) genau soviel Geld für seine Milch wie der Bauer der 5 oder 20 Stunden dafür aufwendet.
Und der Versicherungsvertreter oder der Automobilverkäufter erhält seine Provision unabhängig davon wieviele Minuten, Stunden oder Tage er braucht um seinem Kunden das Produkt oder die Dienstleistung zu verkaufen.
Und wie sieht es mit der Altenpflegerin aus? Diese bekommt auch für jede Aufgabe nur eine bestimmte Menge an Zeit zur Verfügung gestellt. Nimmt das Seniorenheim sich mehr Zeit für seine Heimbewohner, dann wird dieser zusätzliche Aufwand nicht zusätzlich vergütet.
Die Liste der vorgenannten Beispiele liese sich unendlich fortsetzen. Und wenn Altenpfleger, Ärzte, Verkäufer, Landwirte, Anwälte und viele andere Berufsgruppen auch sich der Marktwirtschaft stellen müssen und effektiv arbeiten müssen, dann können wir das auch von der Familienhilfe erwarten.
Hallo, Heiner,
da ich selbst etwa 20 Jahre als Familienhelfer und Berater der Familienhelfer gearbeitet habe (auf Honorarbasis), darf ich davon ausgehen, dass ich dabei einiges an Wissen und Erfahrungen mitbringe, zumal ich wesentlich praktisch und wissenschaftlich in der Aufbauphase dieser Hilfe beteiligt war, u.a. auch durch einen Forschungsauftrag der Berlinforschung- so heißt, glaube – ich die Institution. In diesem Job habe ich verschiedene Familien kennen gelernt, die aufgrund ihrer Zuwanderung, damals noch als Arbeitnehmer, die für ihr Häuschen in der Türkei sparten, was sie aber nie erreichten. Diese Gruppe war nur der besondere Teil, der bildungsfern und nichtdeutsch war. Hier zeigte sich, dass diese Menschen hilflos in unserem System zurechtkommen mussten und es nicht schafften, ihre Gewohnheiten aus der Heimat aufzugben, um sich zu integrieren. Folglich bleiben sie unter sich und bildeten eine Parallelgesellschaft, wobei allerdings die Spitzen der Clankriminaltät erst noch entwickelt wurden.
Ähnlich bildungsfern waren die mir zugeteilten deutschen Familien. Auch hier zogen sie sich in ihre Wohnungen zurück und hatten keinerlei Möglichkeiten, am täglichen Leben teilzunehmen. Freunde in der Umgebnung gab es nicht, wie auch ein Forschungsprojekt aus unserem Verein QuaBS e.V. (Qualiikationsverein Berliner Sozialpädagogen e.V., der aus dem Studium heraus gebildet und gespeist wurde. Daraus erfolgten die prekären Familiensituationen.
Diese Mängel sind mit den heute meist vorhandenen Familienhelfern, die ich bei meinen Beratungen und Begleitungen der Trennungsfamilien erlebt habe, nicht zu beseitigen, da diese nur mit Quasseln beschäftigt sind, das die Familien überhaupt nicht verstehen können, weil es nicht ihre Welt ist.
Von daher sind Dene Beispiele nicht zutreffend. Immer wieder habe ich auf Fachveranstaltungen darauf hingewiesen, dass diese Hilfsform zumindest erweitert werden muss auf die praktische Begleitung von Haushaltshilfen durch Anleitung, z.B. den Haushalt zu führen und Kinder zu entziehen. Durch den Hype, der für Mütter in der Bewältigung von Beruf und Haushalt getrieben wird, wird vergessen, was Familie eigentlich bedeutet. Die Mängel, die heute durch den Lockdown sichtbar werden, zeugen von der Unvereinbarkeit von Beruf und Familie, deren Folgen oft „nur“ der Einsatz einer Familienhelferin sind, wobei diese nur dafür eingesetzt werden, dem Jugendamt Material zu liefern, die Kinder aus den Familien zu reißen und damit die Familie zu zerstören.
In meiner Zeit hatte ich viuiel Kontakt zu anderen Helfern. So konnten wir den Mangel an Geschlossenheit der Familien dahin auflösen, dass wir mit den Kindern recht regelmäßig in der Sommerzeit Wochenendfahrten an den Wannsee auf die Halbinsel Schwanenwerden machen, wo wir in Zelten übernachteten bei einer guten vorhandenen Infrastuktur wie Küche und Toiletten und Duschen, in Selbstorganisation unsere Tage benossen, ebenso die Nächte zu Nachtwanderungen nutzten. (Mit Wildschweineilage, die uns vom Wald auf unserem Weg begleiteten).
Auch schafften wir es einmal, eine bezahlbare dreiwöchige Fahrradreise nach Dänemark mit etwa 20 Kindern durchzuführen, wo wir in einer Anlage der Stadt Kopenhagen eine einfache, aber ausreichende Unterkunft fanden. Die Reise dürfte aufgrund der Vielfälftigkeit der neuen Erfahrungen unvergesslich geblieben sein.
Aus diesen Gründen ist Deine Forderung m.E. nicht zielführend.
Die Form und die Inhalte von Familienhilfe sind auf die Bedürfnisse der Familien, nicht auf die Jugendämter auszurichten.
Herzliche Grüße
Horst Schmeil
Liebe Leute,
guter Artikel.
Familienhilfe wurde bei mir aufgrund fehlender Erziehungsberechtigung abgelehnt (schriftlich und ganz offiziell). Obwohl meine 9 jährige Tochter seit ihrer Geburt zw. 11 und 13 Tagen kontinuierlich bei mir lebt.
Ich habe die Erfahrrung gemacht das man das Jugendamt meiden sollt und höchstens als Kostenträger für Beratungsangebote in Anspruch nimmt die man sich selbst sucht.
Was halten sie von einer Reform der temporären Bedarfsgemeinschaften. Bezogen auf eine Verrechnung des täglichen Bedarfs von Kindern bei getrennt erziehenden Eltern?
MfG und weiter so!
Gordon Vett
Ich denke, dass dies sinnvoll ist. Ich hatte eine Familienhilfe, die meiner entfremdeten Tochter helfen sollte, wieder mit mir in Verbindung gehen zu können. Nachdem die Familienhife den Kontakt wieder herstellen konnte und dieser auch schnell wieder gut wurde, mussten wir feststellen, dass von seitens des Vaters und dessen Partnerin dagegen gearbeitet wurde. Ich bat die Familienhilfe dies dem Jugendamt gegegnüber zu kommunizieren. Sie meinte, dass sie das nicht dürfe und neutral sein müsse. Dafür wurde noch eine zweite Familienhelferin hinzu gezogen. Mein geschiedener Mann fühlte sich dadurch so unter Druck gesetzt, das er den Familienhelferinen sein Einverständnis, mit unserer Tochter zu arbeiten entzog. Den Kontakt zwischen meiner Tochter und mir hat er abgebrochen. Das Jugendamt schaut nicht danach, obwohl ich darauf aufmerksam gemacht habe. Das war vor fast drei Jahren. Hier besteht meiner Meinung nach Handlungsbedarf.